Das Gemeinschaftsrad

Das Gemeinschaftsrad

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Die Karawane im Kreislauf der Natur: Die Energien der 8 Himmelsrichtungen

Das Rad der 8 Himmelsrichtungen ist eine Art „Werkzeug“, das in der Wildnispädagogik gerne verwendet wird, um den natürlichen Fluss der Energien fruchtbar zu machen.

Es basiert auf dem Wissen und den Erfahrungen vieler indigener Kulturen und letztlich auch unserer eigenen Vorfahren in der Zeit, als die Menschen in ihren Lebensvollzügen noch eng mit den Kreisläufen der Natur verbunden waren.

Wir haben es auf unsere Bedürfnisse angepasst und erproben es auf dieser Karawane als Werkzeug, um alle Qualitäten und Energien, alle Notwendigkeiten und Aufgaben sichtbar zu machen, so dass alle, die gerade an der Karawane teilnehmen, sich irgendwo einbringen und mit Verantwortung mit übernehmen können, um den Lauf der Energie im natürlichen Fluss zu halten.

Der Nordosten: Dankbarkeit (Ende und Anfang)

„Verschlussstelle“ des Rades ist der Nordosten. Er symbolisiert die Energie zwischen Ende und Anfang – die Zeit noch vor dem eigentlichen Anfang – wo ein Vorhaben noch in der geistigen Welt der Ideen schwebt, sich aber noch nicht manifestiert hat.

Dies ist die Zeit für den Dank, die Danksagung: „die Worte vor allen anderen“. Warum? Weil sie die Seele in eine innere Qualität, eine Geisteshaltung bringt, die als Voraussetzung und Ausgangspunkt für alles, was wir danach anfangen, höchst wertvoll ist: dankbar zu sein für das was ist, heißt freudvoll und glücklich zu sein, und was aus dieser Geisteshaltung heraus entsteht, hat (positive) Kraft.

Der Osten: Aufregung und Inspirieren

Der Osten symbolisiert den Anfang: Im Osten geht die Sonne auf, als Lebensalter bedeutet er die Geburt, das Aufkeimen des Samens. Für die Karawane ganz pragmatisch bedeutet Osten: Frühstück machen – und auf geistiger Ebene die Qualität des Nordostens weiterzuführen: ein Same braucht Pflege und Nährstoffe – ein freudvolles Sein: Inspiration: ein Lied, eine kleine Morgengymnastik, etwas Yoga, eine Umarmung zur Begrüßung nach dem Aufstehen, ein Witz oder sonstwas, was die Stimmung hebt und allen Freude macht.

Der Südosten: Motivation

Die Sonne steigt höher: Aktivierung und Aufbruch am Vormittag. Konkrete Aufgabe zusammen mit dem NO: “Spurenbeseitigung“ am Ort der Übernachtung als konkreter Ausdruck des Respektes und des Dankes an den Gastgeber.

Als Lebenszeit: Kindheit und Jugend. Aufgabe: die innere Energie weiterzuführen des Ostens weiterzuführen, zu aktivieren. Und wie aktiviert man Kinder? Mit Freude, Spaß und Neugier, also: auch hier kann jeder als Aktivierung zum Aufbruch oder bei einer Gelegenheit auf dem Weg eine kleine Aktivität einbauen, Beobachtungen wie Pflanzen, Vogelstimmen etc. teilen, ein Lied anstimmen und dergleichen mehr – wenn es sich (für alle) richtig anfühlt. (Man muss nur dran denken und sich trauen….)

Der Süden: Konzentration und Fleiß

Die Sonne steht im Zenit: volle Kraft und Aufmerksamkeit: Aktion.
(Jahreszeit: Sommer; als Lebenszeit: Höhepunkt der Jugend: „alle Kraft geht in die Blüte“)

Auf der Karawane bedeutet dies vor allem: Wandern!
Wer in diesem Bereich Verantwortung übernimmt und Kraft hier hinein gibt, sorgt auf der Karawane vor allem für Orientierung und den richtigen Weg (Wanderkarte, Kompass…), sorgt per Handy für Kontakt mit dem “Norden“ (Telefon-Basisstation), gibt diesem Rückmeldung über den derzeitigen Standort, um für Neuankömmlinge auffindbar zu sein.
Und: am Ende der Tagesetappe den Ort zum Campieren zu finden, den Kontakt mit den Besitzern zu machen und das Organisatorische mit diesen zu besprechen, gehört auf der Karawane in diesen Bereich.

Der Südwesten: Ausspannen

Nachmittag, die Sonne sinkt, die Kräfte lassen nach: Wunsch nach Pause und Stärkung

So auch auf der Karawane: Nach der Anstrengung des Wanderns wünschen sich alle, zu verschnaufen, den schweren Rucksack abzustellen, zu rasten und sich zu stärken.
Dabei entstehen für die Gruppe immer wieder schöne Momente der Gemeinschaftlichkeit beim Essen und Gespräche teilen, Witze machen, Singen – die Erfahrung, gelöst und einfach da zu sein.

Wer hier mit seiner Kraft und Aufmerksamkeit für die Karawanengemeinschaft sorgen möchte, erspürt das Energiepotential der Gruppe im Verlauf der Tagesetappe, richtet seine inneren Antennen darauf, einen guten Ort zum Rasten zu finden, wenn die Energie nachlässt und organisiert, dass sich die Gruppe stärken kann, also z.B.: Aufruf an alle: Proviant raus, Picknickdecke gedeckt, vielleicht noch ein paar essbare Wildkräuter dazu, ein Liedchen für die Stimmung dazu… – guten Appetit!

Westen: Kommunikation

Abend: Die Sonne sinkt, der Himmel leuchtet im Abendrot
(Jahreszeit: Herbst: Ernte Teilen und Feiern; als Lebenszeit: Erwachsenenalter: dem Großen Ganzen dienen)

Die Karawane ist nun am Ziel der Tagesetappe, die Zelte sind aufgebaut, alle sind geschafft und haben Hunger. Diejenigen, die sich hier für die Karawanengemeinschaft engagieren möchte, sorgen dafür, dass ein Abendessen bereitet wird – Sie haben womöglich schon am Morgen mal die Vorräte der Gruppe in den Blick genommen, auf dem Weg nach Versorgungsgelegenheiten geschaut und noch Notwendiges eingekauft.
Das Abendessen ist die Gelegenheit, zusammen zu kommen, zu teilen, zu genießen und den Tag zu feiern und sich über die Erlebnisse auf dem Weg auszutauschen. Hier geht die Energie und Qualität des Westens in die des Nordwestens über: Das Council

Nordwesten: Loslassen und Reflektieren

Abenddämmerung: Es wird langsam dunkel und kühler, die Nacht bricht herein

(Jahreszeit: Spätherbst => Kräfte gehen wieder nach Innen/ zurück zur Erde; Lebenszeit: Alter => Rückblick, Reflexion)

Das Abendessen ist beendet, alles soweit versorgt – die Karawane setzt sich zum Coucilkreis zusammen, einem Redekreis, der quasi das Herzstück der Karawane bildet. Er eröffnet seinen Beteiligten die Möglichkeit zu einer ganz besonderen Erfahrung von Gemeinschaftlichkeit, einen Raum, einander von Herzen zuzuhören und zu sprechen – oder eben auch schweigend teilzuhaben, ohne Kommentierung oder Bewertung.
Das Council ist als „Kernroutine“ die Grundlage dafür, die Erlebnisse des Tages und die inneren Befindlichkeiten der anderen wahrzunehmen und zu teilen, so dass die Karawanengemeinschaft nicht nur äußerlich mit den Füßen, sondern auch innerlich Schritte auf einem Weg macht.

Das Council wird am Besten von einem Karawanenteilnehmer geleitet („der Raum gehalten“), der mit dem Council schon gut vertraut ist, und es bedarf eines feinen Gespürs, für den jeweiligen Tag ein Thema, eine Frage für das Council zu formulieren, die gerade „dran“ ist auf der Karawane und in der sich alle wiederfinden.

Norden: Bündeln und Integrieren

Mitternacht: Klarer Sternenhimmel => Orientierung

(Jahreszeit: Winter; Lebenszeit: Ältestendasein => Weisheit, beratende Funktion)

Dieser Bereich steht außerhalb der eigentlichen wandernden Karawane, stellt aber nichtsdestoweniger zusammen mit dem „ Süden“ das organisatorische Rückgrat der Karawane dar: die Basisstation, das Kontakthandy.

Wer in diesem verantwortungsvollen Bereich die Karawane unterstützt, wandert selbst nicht mit, sondern hat die Obhut über das „Karawanen-Kontakt-Handy“: Er/sie bildet die organisatorische Schaltstelle und vermittelt den Kontakt zwischen dem „Süden“, also den Karawanen-„Scouts“, die die Wege und Etappenziele kennen und Meldung geben, wo sie gerade sind, verfolgt also von außen die jeweilige Position der Karawane, und informiert Neuankömmlinge, die über das besagte Karawane-Handy ebenfalls Kontakt zur Karawane aufnehmen, wann sie wo dazustoßen können.

Text von Larissa

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